Sport ist Mord – von Idealen, Moral, Geld, Gesundheit und Wohlbefinden.

Ich habe noch nie einen Zugang zu sportlichen Betätigungen gehabt. Das Gefühl völlig verschwitzt, erschöpft und zufrieden nach Bewegung zu sein ist mir zwar nicht fremd, aber für dieses High-Gefühl, von dem so begeistert gesprochen wird, haben der Sport oder meine chemischen Botenstoffe im Gehirn nie gereicht.

Den Sinn hinter einer sich im Rahmen bewegenden Fitness hat sich mir zwar erschlossen, aber ich bin da einfach nicht so der Typ. Ich war auch nie ein großer Freund von der Übertragung sportlicher Events – klar habe ich ein paar Super Bowls, Fußballweltmeisterschaften, Basketballspiele, Kickboxen, Polo oder Eishockey gesehen und kann mich meist begeistern und mitfiebern, wenn es von mir erwartet wird, aber das Herz war nie richtig dabei. Vielleicht fällt es mir deswegen leichter, die Dinge so zu sehen.

Wie zu sehen? Kommerzieller Leistungssport ist Mist. Wer über Influencer, Rockstars mit Playback und Prostituierte eine Meinung hat (keine gute), der sollte sich auch von organisiertem Sport fernhalten. Aber warum?
Wo soll ich anfangen?

Wir haben einen Stand im Leistungssport erreicht, der so weit von einem normalen Leben entfernt ist, so künstlich und unnatürlich geworden ist, dass man es mit wachen Augen komm noch ertragen kann.

Derzeit erleben wir, wie global und disziplinenübergreifend Männer und Frauen von strukturellem, körperlichen und sexuellen, Missbrauch berichten. Pferde im Renn- und Dressursport sterben reihenweise viel zu jung und plötzlich, Weidehaltung ist bei Hochleistungspferden nicht üblich. Rennhunde werden saisonal entsorgt. Footballer zerstören ihre Gehirne nachweislich und unwiederbringlich, bevor sie sich oder ihre Familien töten. Wie Sportlerinnen Strafen zahlen, weil sie nicht in Bikinimode Wettkämpfe bestreiten möchten. Wie Sportlerinnen von Wettkämpfen ausgeschlossen werden, weil ihre Frisuren nicht feminin genug sind.

Der Missbrauch im Sport hat eine lange Tradition – Prostitution von Ballerinas ist da nicht das einzige, aber schon recht widerlich und gut dokumentiert (Ich habe lange überlegt, Referenzen für all diese „Behauptungen einzufügen – aber es wären einfach zu viele. Und mit der üblichen Suche mit, im Zweifel englischen, Schlagworten wird sich jeder Internetnutzer schnell ein Bild verschaffen können).

Der professionelle Fußball ist ein völlig entfesselter Markt, indem nicht nur Gehälter und Transferzahlungen, sondern auch Ticketpreise und Bedingungen für die Spiele (Katar, Brasilien) jede sinnvolle und moralische Grenze überschreiten.

Trotzdem die Arbeitsbedingungen seit Jahrzehnten bekannt sind, werden offizielle Merchandise Artikel von Sportvereinen, -Events und -Verbänden noch immer unter schlechtesten Umständen für Umwelt und Arbeiter produziert.

Es darf auch nicht vergessen werden, dass hochdotierte Sportarten wie Fußball in Deutschland oder Football in den USA losgelöst von anderen Sportarten zu betrachten, in denen die Zuschauerzahlen und geflossene Gelder deutlich geringer sind. Wie kann es sein, dass ein Olympiateilnehmer sein Training einschränken muss, um einem regulären Job zu machen, damit er sich dieses teure Hobbie namens Training leisten kann?

Der menschliche Körper kann mit Hilfe der Wissenschaft und Fortschritten in Lauftechnik, Schuhdesign, Ernährung und mentale Stärke viel erreichen, doch es gibt natürliche Grenzen, die einfach irgendwann erreicht sind. Auch das Erkennen von Grenzen gehört zu Fortschritt und Wissenschaft – an einem gewissen Punkt, ist ein Weltrekord nicht mehr zu brechen. Doch in dem man bereits junge Menschen, Kinder, täglich trainiert, richtig ernährt, von Schädlichem abhält und mit Pharmaprodukten im Grenzbereich der Legalität „unterstützt“ können diese Kinder eine große Karriere haben – bis sie 20, höchstens 30 sind – je nach Sportart. Um dann mit kaputten Knien, Füßen und Psychen in Baumärkten Autogrammkarten unterschreiben.

Und weil ich das alles einfach nicht ausblenden kann, fällt es mir mittlerweile schwer, Profi-Sport wirklich zu genießen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert